M'elles Sammlung

Hier zeigen wir euch M'elles Geschichten und andere kreative Sachen. 

Mit diesem Text habe ich den dritten Platz bei einem Wettbewerb auf HSW besetzt.

Orange-schwarz, hat das Leben eine Zukunft?
Ich renne. Meine Beine laufen so schnell, wie sie noch nie gelaufen sind. Liegt vielleicht daran, dass der Mann hinter mir ein Gewehr hat, kann aber auch daran liegen, dass ich ein Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom habe. Aber mein gesunder Verstand, den ich mir in den letzten paar Wochen, und gleichzeitig auch meinen ersten Lebenswochen, angeeignet habe, sagt mir, dass mein Defizitsyndrom nicht der Auslöser ist. Schließlich ist ein Gewehr kein Pappenstiel.
Mein Herz rast, und ich spüre meinen Puls in jeder Zelle meines Körpers. Sogar an den Stellen, von denen ich nicht wusste, dass sie existieren.
Ich werde immer schneller, doch vor mir taucht ein Hindernis auf. Aus dem Nichts. Ich weiß nicht ob ich so hoch springen kann, doch ich habe keine andere Wahl, entweder ich schaffe es, oder… Ach egal, den Rest kann man sich schließlich denken: Knall, Bang, Tod.

Ich bin ein Tiger, orange-schwarz, so wie es sein soll. Und der Jäger hinter mir, ist ein Auswilderer. Wir sollen alle vernichtet werden, wir schreiben das Jahr 2058, meine Spezies hat sich weit verbreitet. Wir sind zu viele, es können nur ein paar überleben.

Das Hindernis kommt näher, und ich kann nun erkennen, was es ist. Ein Mensch hat seinen Zaun hier hinterlassen. Er sieht ziemlich hoch aus, ob ich das schaffe?
Drei, zwei, eins, und Sprung.
Der Zaun klirrt und ich pralle wie ein Flummi von ihm ab. Fast drei Meter werde ich zurück geworfen. Ein neuer Versuch, ich kann es immer noch schaffen, der Jäger ist ein wenig beschäftigt. Mit rennen.
Noch einen Meter, und ein zweiter Sprung. Elegant schwebe ich dahin, fünfzig, sechzig, vielleicht auch hundert... Centimeter.

Peng, ich höre die Patrone aus dem Gewehr schießen. Fast in Zeitlupe sehe ich sie dahin gleiten, nachdem ich mich in Sekundenschnelle umgedreht habe.
Rechts oder links, nach vorne oder hinten? Die Angst packt mich.
„Miau!", höre ich mich maunzen.
Ich bin wieder zurück. Heute nacht rette ich mich vor dem Schuss und dem Jäger, aber jetzt gehe ich erstmal auf's Katzenklo und esse ein wenig Trockenfutter. Vielleicht ist meine Besitzterin auch schon wach, wenn nicht maunze ich sie wach.

Ein Wort ein Klick